Führerschein wird zum Luxusgut? Das darf nicht sein! Die Preise für den Führerschein sind deutschlandweit im letzten Jahr wieder stark gestiegen. Jetzt droht vielen Fahrschülern und Fahrschulen in der Region Stuttgart eine weitere Belastung. Der TÜV hat zum 14. April mehrere Abfahrts- und Wechselorte für die praktische Fahrprüfung gestrichen – z. B. am Stuttgarter Westbahnhof, in Stuttgart-Wangen, in Sindelfingen und in Bietigheim-Bissingen. Das bedeutet für viele Fahrschüler: Der Führerschein wird noch teurer.
Unfaire Bedingungen und höhere Kosten
Die Folgen der Entscheidung des TÜV Süd sind sowohl für junge Menschen, als auch für viele Fahrschulen dramatisch. Deshalb habe ich mich wenige Tage nach Bekanntwerden der Entscheidung mit einem Teil des Vorstands des Fahrlehrerverband Baden-Württemberg e.V., Jochen Klima und Jennifer Spazier, in meinem Landtagsbüro getroffen. So müssen ab sofort z.B. Prüflinge aus allen Stuttgarter Bezirken extra zum Abfahrts- und Wechselplatz in Feuerbach fahren – nicht nur für die praktische Fahrprüfung, sondern auch für die Fahrstunden, um bereits im Prüfungsgebiet zu üben. Nur so lassen sich für sie halbwegs faire Prüfungsbedingungen im Vergleich zu Fahrschülern in Feuerbach herstellen, die das Prüfungsgebiet automatisch aus den Fahrstunden kennen.
Mehr Fahrstunden bedeuten höhere Kosten. Hinzu kommt der höhere Stressfaktor während der Prüfung. Wer sich morgens um 7 Uhr bereits einmal von Möhringen durch den Berufsverkehr nach Feuerbach geschlängelt hat, weiß Bescheid. Bei den Prüfungsterminen am Morgen stehen den Prüflingen oft nicht einmal ein Wartebereich oder Sanitäranlagen am Abfahrtsort zur Verfügung. So geht man nicht mit jungen Menschen um, die ohnehin schon einen hohen Betrag für ihren Führerschein bezahlen müssen!
Wettbewerbsnachteil für viele Fahrschulen in Stuttgart
Insbesondere Fahrschulen in den Randbezirken von Stuttgart, mit langem Anfahrtsweg nach Feuerbach, leiden unter dem Wegfall der Prüfungsstandorte. Für sie bedeutet das: Höherer Zeit-, Logistik- und Personalaufwand. Sie befürchten zurecht Wettbewerbsnachteile, von denen vor allem kleinere Fahrschulen zuerst getroffen würden. Für die Fahrschulen kam die Streichung der Standorte außerdem sehr kurzfristig: Zwischen der Bekanntmachung und der tatsächlichen Umsetzung lagen nur rund zwei Wochen. So kam es durchaus vor, dass Fahrschüler, die bereits alle Fahrstunden abgeleistet hatten, spontan ihre Prüfung in Feuerbach statt beispielsweise in Stuttgart-West ablegen sollten.
Monopolstellung des TÜV auflösen
Das Ziel muss sein: Pragmatische Lösungen statt zusätzlicher Hürden – für Fahrschüler und Fahrschulen. Deshalb habe ich in einem Brief meine klaren Forderungen an Verkehrsminister Winfried Hermann gerichtet: Ein runder Tisch mit allen Beteiligten muss her. Der TÜV darf zudem seine Monopolstellung nicht behalten. Denn: Eine solche radikale Streichung von Standorten kann sich nur ein Monopolist erlauben. Deshalb braucht es auch bei der praktischen Fahrprüfung Wettbewerb – so wie es vor Jahrzehnten auch schon bei den Hauptuntersuchungen der Autos ein großer Erfolg war. Nur ein fairer und transparenter Wettbewerb unter den Prüforganisationen sichert langfristig gerechte Bedingungen für Fahrschüler und Fahrschulen.