Wenn es eine Branche durch die Pandemie besonders hart getroffen hat, dann sind es die Schausteller, Marktkaufleute und Festzeltbetreiber im Land. Über 15 Monate durften sie nicht auf die Kirmesplätze und auf Stadtfeste, auch der Weihnachtsmarkt 2020 fiel aus. Der Stuttgarter Landtagsabgeordnete Friedrich Haag suchte deshalb gleich zu Beginn seiner Tätigkeit den Kontakt zum Schaustellerverband Südwest Stuttgart und seinem Vorsitzenden Mark Roschmann.
Vor einigen Tagen traf der FDP-Politiker eine Abordnung Stuttgarter Schausteller zum Meinungsaustausch. Anlass war die erneute Absage für den Cannstatter Wasen im Herbst und das Alternativangebot der Stadt, bis September in der City Süßwaren- und Krämerstände sowie zwei Kinderangebote (Karussell & Entenangeln) zu betreiben. Mark Roschmann lobte in diesem Zusammenhang die Unterstützung der Verwaltung und die Corona-Hilfen des Landes. Die Hoffnung der Branche ruhe jetzt auf dem Weihnachtsmarkt, der eine Woche länger gehen solle.
Droht Ausverkauf des Wasens?
„Die Schausteller reden Klartext, was ich sehr begrüße. Bis zum Frühjahr können sie überleben, wenn es dann aber keine großen Volksfeste geben sollte, ist mit weiteren Betriebsschließungen sowie dem Verkauf von Fahrgeschäften ins Ausland zu rechnen“, mahnt Friedrich Haag. Im schlimmsten Falle würde das bedeuten, dass Traditionsveranstaltungen und Touristenhighlights wie der Cannstatter Wasen in Zukunft mit weniger Attraktionen auskommen müssten.
Der Stuttgarter Landtagsabgeordnete hatte deshalb schon Anfang Mai eine „Kleine Anfrage“ an die Landesregierung gestellt. Er wollte u.a. wissen, welche kurzfristige Perspektive die Landesregierung für die Durchführung von Traditionsmärkten und Volksfesten sieht und ob es Pläne für eine 3G-Besucherregelung gibt. Die Antwort der Regierung Kretschmann blieb schwammig: Es sei erst dann vertretbar, wenn „durch eine entsprechend hohe Impfquote eine nachhaltige Weiterverbreitung von SARS-CoV-2 ausgeschlossen werden kann“. Konkrete Zahlen wurden nicht genannt.
Riesenrad vor Neuem Schloss
Friedrich Haag sprach über den Cannstatter Wasen auch mit OB Frank Nopper. Beide Politiker würden es begrüßen, wenn jetzt noch ein Riesenrad am Schlossplatz stehen würde. Für die repräsentative Fläche vor dem Neuen Schloss ist aber das Land zuständig. Laut Nopper prüfe der Landesbetrieb Vermögen und Bau den Vorgang. „Ein Riesenrad bis Herbst wäre auch ein gutes Symbol, dass es mit den Volksfesten weitergeht und die Schausteller wieder Perspektiven haben“, so Friedrich Haag.