7:45 Uhr am Montagmorgen, die Schulglocke klingelt an der Fritz-Leonhardt-Realschule in Degerloch. Für die dortigen Zehntklässler steht heute aber kein normaler Unterricht an. Eine Doppelstunde lang durften sie mich mit ihren Fragen löchern. Vor mittlerweile 17 Jahren habe ich dort selbst meinen Abschluss gemacht. Deshalb bin ich der Einladung meines früheren Physik-Lehrers Matthias Ullrich und seinem Kollegen Steffen Haerlin gerne gefolgt. Es war ein schönes Gefühl, wieder dort zu sein.
Hat man als Politiker überhaupt noch Freizeit?
Die rund 90 Schüler der zehnten Klasse dürfen im kommenden Jahr zum ersten Mal den Stuttgarter Gemeinderat wählen. Die Themen, die sie beschäftigen, reichen aber längst über die kommunale Ebene hinaus: Vom Gendern über die Erbschaftssteuer für Unternehmen bis hin zu den Bauverzögerungen bei Stuttgart 21. Auch fiel die ein oder andere Frage zu meinem Berufsalltag. Kann man als Politiker überhaupt noch Freizeit haben? Den Schülern habe ich darauf folgendes geantwortet: Ich werde schon ab und zu von Menschen zu meinen Initiativen oder dem Geschehen im Wahlkreis angesprochen, meistens aber bei Veranstaltungen oder Bürgersprechstunden. Es ist nicht so, dass man auf der Königstraße ständig angehalten und angequatscht wird. Aber das ist ja auch manchmal ganz schön.
Politik lebt vom direkten Austausch vor Ort
Solche Vor-Ort-Termine versuche ich so oft wie nur möglich wahrzunehmen. Mir ist es wichtig zu zeigen, dass Politiker keine abstrakten Figuren des öffentlichen Lebens, sondern ganz normale Menschen sind. Sie sind als Volksvertreter nur ein Teil der Gesellschaft, der die Möglichkeit verliehen bekommt, sich für deren Belange einzusetzen. Eine Meinung kann man sich nur dann bilden, wenn man die Wünsche der Menschen vor Ort kennt und in den direkten Austausch kommt.