Redner gestern beim DEKRA Dialog in der Konzernzentrale in Stuttgart-Vaihingen war Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr. Gerne bin ich der Einladung der Prüforganisation gefolgt.
Unser Verkehrsminister hat eine Mammutaufgabe zu lösen: Die marode Schieneninfrastruktur muss saniert werden, ebenso Straßen und Brückenbauwerke. Hinzu kommt die Transformation im Verkehrssektor. Wie gelingt es, den Individualverkehr, aber auch Busse, Lkw, Flugzeuge und Binnenschiffe klimaneutral zu betreiben?
Wir brauchen E-Fuels auch für die Bestandsflotte
Gleich mehrmals Applaus erhielt Volker Wissing, als er für synthetische Kraftstoffe und Technologieoffenheit bei Antrieben warb und plausibel erklärte, warum er gegen das geplante EU-Verbrenner-Aus ab 2035 ist und sein Veto gegen das Vorhaben angekündigt hat. Der Minister verwies auf die enorme Bestandsflotte alleine in Deutschland. Nur mit dem Einsatz von E-Fuels gebe es für ihn einen Kompromiss bei den Flottengrenzwerten.
E-Mobilität alleine sei keine Option. Wissing sprach die Themen Batterieleistung, fehlendes Ladeangebot und den aktuellen, nicht regenerativen Strommix an, aus dem die Elektroautos gespeist werden. Sein Appell: „Mit Verzicht kann man die Gesellschaft nicht zusammenhalten. Jetzt ist die Stunde der Marktwirtschaft.“
Die Industrie müsse klimafreundliche Lösungen entwickeln, der Markt entscheide dann. Es mache ihn auch stutzig, so Wissing, dass der chinesische Autoriese Geely Geld in ein Joint Venture mit Renault investiert, um Verbrennungs- und Hybridmotoren weiterzuentwickeln.
Daten erfassen, um Verkehrsangebote zu optimieren
In seiner Rede ging Volker Wissing auf die Bedeutung der Digitalisierung ein: „Wir brauchen Daten, Daten, Daten!“ Mit diesen sei es möglich, Bedarfe im Verkehr zielgenau zu ermitteln oder die Sicherheit in Autos zu verbessern. So war es ihm wichtig, trotz Widerständen, das neue Deutschland-Ticket nur elektronisch anzubieten. „Durch Wissen über Nutzer können wir ÖPNV-Angebote besser machen. Es hilft niemandem, wenn Busse leer über das Dorf fahren und wir zugleich Fahrermangel haben.“
Was will der FDP-Minister noch anpacken? Schnell verbindliche EU-Standards einführen, etwa einen digitalen Frachtbrief für die Logistikbranche. Bei der Umsetzung will er auf das Know-how der baltischen Staaten setzen, die in der digitalen Verwaltung und Bürgerkommunikation große Vorreiter sind.
Der DEKRA Dialog richtet sich an Entscheider aus den Bereichen Verkehr, Logistik, Kfz-Gewerbe und Politik. Beim anschließenden Get-together konnten mein Fraktionskollege Christian Jung und ich konstruktive Gespräche führen und für unsere Positionen werben.