Brandschutzerziehung und das Wissen um die Gefahren durch Feuer muss durch alle Generationen gehen. Im Notfall braucht es geschulte Menschen als Ersthelfer vor Ort, bis die Profis der Feuerwehr eintreffen. Kleinere Brände könnten dank der richtigen Selbsthilfe sogar sofort bekämpft werden. Diese Einschätzung teilen Friedrich Haag und sein Kollege Nico Weinmann, der in der FDP/DVP-Fraktion für die Blaulicht-Organisationen zuständig ist, mit Werner Hald. Er ist stellv. Leiter des Arbeitskreis Brandschutzerziehung im Stadtfeuerwehrverband Stuttgart und in gleicher Funktion im Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg (Fachgebiet Brandschutzerziehung und –aufklärung) tätig.
Werner Halt besuchte die zwei FDP-Abgeordneten zu einem Meinungsaustausch. Online zugeschaltet waren die Fachgebietsleiterin Daniela Stroppel (Freiwillige Feuerwehr Sigmaringen) und Stellvertreter Prof. Dr. Wolfgang Hochbruck (Freiwillige Feuerwehr Denzlingen). Werner Hald berichtete von chaotischen Zuständen in Notfallsituationen. Die Politik müsse sich parteienübergreifend dafür einsetzen, dass im Fall der Fälle die Menschen besser vorbereitet seien. Deswegen besuchen er und seine Kolleginnen und Kollegen Kindergärten. „Dort wird eine tolle Arbeit geleistet und die Kinder ziehen die Erwachsenen mit, wenn sie zu Hause mit Begeisterung berichten, was sie gelernt haben”, so Hald.
Brandschutzerziehung ein ganzes Leben lang
Diesen Lehransatz müsse man deshalb unbedingt in Schulen weiterführen. Der Experte schlägt hierzu eine Ausbildung zur “Brandschutzerzieherfachkraft” vor. An einem landesweiten Leitfaden würde momentan gearbeitet, berichtet Prof. Dr. Hochbruck. Aber auch bei den Senioren sei Brandschutz ein wichtiges Thema: man brauche Brandschutzerziehung ein ganzes Leben lang. Die positiven Effekte der bewährten Brandschutzerziehung in Baden-Württemberg könne man bereits an der zurückgehenden Zahl der Feuer und fahrlässigen Brandstiftungen erkennen.
Ein Wunsch der drei Feuerwehrleute in der Runde lautete: Es sollte mehr geschulte Feuerwehr-/Notfallhelfer in Betrieben, Schulen, Vereinen und Organisationen geben, die die professionellen Hilfskräfte unterstützen. „Durch Westen gekennzeichnet, wären sie so direkte Ansprechpartner für die Feuerwehrleute und man könnte die ´Spontanhelfer´ besser koordinieren, erklärte Prof. Dr. Wolfgang Hochbruck. Bis jetzt dürfe man rechtlich allerdings keine Übungen mit Menschen durchführen, die nicht Mitglied der Feuerwehr sind. Hier brauche es bessere politische Voraussetzungen. Vorteil dieser neuen Helferstruktur: Im besten Fall wäre immer jemand mit einer gewissen Routine vor Ort. Nico Weinmann ergänzte hierzu: “Das Kostenrisiko der Versicherungen geht durch besseren Brandschutz mit dem Helfersystem zurück.”
Selbstverantwortung und Ausbildung verbessern
Daniela Stroppel präsentierte die Brandschutz-Strukturen der Feuerwehren in Baden-Württemberg. So gäbe es pro Landesverband jeweils zwei Vertreter, auf die man als Feuerwehrfrau/mann zukommen könne. Über den “Deutschen Feuerwehrverband” würde das Thema mit allen übrigen Landesverbänden koordiniert, man stehe in regelmäßigem Kontakt miteinander. Friedrich Haag stellte aus eigener Erfahrung als freiwilliger Feuerwehrmann Unterschiede zwischen Stadt und Land fest: “Im Dorf ist im Fall eines Feuers sofort die ganze Straße auf den Beinen, um zu helfen”. In der Stadt fehle diese gegenseitige Hilfsbereitschaft oft, vermutlich aufgrund der Anonymität. Nico Weinmann brachte in diesem Zusammenhang das gesellschaftliche Problem der teilweise fehlenden Selbstverantwortung ein.
Abschließend wollten er und Friedrich Haag wissen, wo es Verbesserungspotenzial gibt. Werner Hald verwies auf Hessen als Vorbild: Dort existiert bereits eine durchgängige Brandschutzerziehung nach österreichischem Vorbild. Schulen erhalten finanzielle Unterstützung, und die Lehrmittel der Feuerwehren für die Kurse sind vereinheitlicht. Eine wissenschaftliche Evaluation zum Erfolg dieser Maßnahmen läge vor. Friedrich Haag und Nico Weinmann schlugen vor, dass für das Thema idealerweise alle Fraktionen mit ins Boot geholt werden sollten.
Weitere Infos: www.brandschutzerziehung-stuttgart.de