Existenzängste und Hilflosigkeit beim Bäckerhandwerk: Mit einem Hilferuf wendete sich die Stuttgarter Bäckerei Sailer an mich. Prompt habe ich mich auf den Weg gemacht, um mir ein Bild von der prekären Situation des Bäckereihandwerks zu machen.
Die Familie Sailer betreibt das Unternehmen bereits seit 1931, mittlerweile in der dritten Generation. Mit 13 Filialen in Bad Cannstatt, Neugereut, Mühlhausen, Münster, Feuerbach sowie im Sommerrain sorgt die Bäckerei für eine Nahversorgung mit Brot, Backwaren und Kuchen. Auch auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt ist Sailer seit 1973 eine Institution. Aktuell arbeiten rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dem mittelständischen Betrieb.
Ölpreise steigen und steigen
Beim Besuch habe ich von Stefanie Sailer-Puritscher erfahren: geplagt ist das Unternehmen vor allem von steigenden Energiekosten. Die Geschäftsführerin berichtete, Sailer sei auf Heizöl für die Öfen angewiesen. Immerhin unabhängig von der Gasversorgung, könnte man denken. Doch auch die Heizölkosten steigen derzeit ins Unermessliche. Das Familienunternehmen hangelt sich geradezu von Monat zu Monat.
Harte Konkurrenz durch Discounter
Weitere Probleme im Bäckerhandwerk sind steigenden Personalkosten und die Discounter-Konkurrenz, die Backwaren für viel weniger Geld anbietet als dies ein echter Handwerksbetrieb kann. Denn wie der Name sagt: Handwerk muss von Hand hergestellt werden. Neben dem Fachkräftemangel hat das Bäckerhandwerk jetzt mit steigenden Mindestlöhnen zu kämpfen. Die Mehrkosten an die Kunden weiterzugeben, ist für Stefanie Sailer-Puritscher keine Option. Zu gefährlich sei dafür die Konkurrenzsituation mit den Discount-Anbietern.
Was heißt das für die Politik? Wir müssen das Bäckerhandwerk genauso wie viele andere Handwerksbetriebe und die Logistik unterstützen. Es kann nicht sein, dass regionale mittelständische Unternehmen ins Ausland abwandern oder Angst um ihre Existenz haben müssen, weil es sich hierzulande für sie nicht mehr lohnt.
Wenn wir jetzt auch noch mit dem Gedanken spielen, die drei verbleibenden AKWs in Deutschland abzuschalten, steigen die Stromkosten ins Unermessliche. So zerstören wir langsam aber sicher unser eigenes Handwerk am Ort. Wir müssen die Laufzeiten der AKWs unbedingt verlängern, um die Strompreise zu senken und die Gefahr eines möglichen Blackouts zu reduzieren.
Die Cannstatter Zeitung hat über meinen Besuch bei Sailer berichtet. Hier ist der Beitrag: https://www.cannstatter-zeitung.de/inhalt.hilferuf-aus…