Mit etwa 40 Millionen Tonnen entfallen in Baden-Württemberg rund 80 Prozent des Abfalls auf den Baubereich. Was aber, wenn wir Türen, Fenster, Leuchten oder Treppenhäuser in gutem Zustand nicht als Abfall, sondern als Wertstoffe behandeln? Wie können wir die Kreislaufwirtschaft im Bausektor angehen und damit den Klimaschutz in Baden-Württemberg unterstützen?
Recyclebares Material im Bauprozess nutzen
Diesen Fragen hat sich das Stuttgarter Start-up Concular angenommen. Gemeinsam mit dem Standortleiter Marc Haines, einer Mitarbeiterin und Judith Skudelny, umweltpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, habe ich mir ein Bild von deren neuestem Projekt des zirkulären Bauens gemacht: das Atlanta-Bürogebäude der Züblin AG in Stuttgart-Möhringen. Es muss kernsaniert werden.
Concular berät Unternehmen nicht nur über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes hinweg beim Recycling, sondern betreibt zudem Europas größten Marktplatz für nachhaltige Baumaterialien. Dort können sich sowohl Unternehmen, als auch private Häuslesbauer bedienen.
Digitaler Gebäudepass lohnt sich
Eine Sanierung wie in Stuttgart-Möhringen bedeutet noch lange nicht, dass viele Teile nicht wiederverwertbar wären. Concular macht vor der Sanierung oder dem Abriss eine Gebäudebegehung und nimmt alle relevanten Daten wie Material, Anzahl und Maße der recyclebaren Gebäudeteile auf und speichert diese in einem digitalen Gebäudepass. Dieser wird vor allem bei älteren Gebäuden benötigt, da deren Daten meist noch nicht digital hinterlegt sind.
Die Investition lohnt sich, denn häufig stellt sich nach der Begehung heraus, dass viel mehr Stoffe wiederverwendbar sind, als Bauherren oder Architekten vermutet haben. Sind die Daten einmal erfasst, können Käufer, Bauherren, Immobilienexperten, Architekten und Handwerker sofort digital auf alle Gebäudeinformationen zugreifen.
Jetzt Rahmenbedingungen für digitales Bauwesen schaffen
Wir sind bei der Digitalisierung in unserer Verwaltung sowie im Bauwesen noch lange nicht dort, wo wir sein könnten. Deshalb müssen wir dringend die Rahmenbedingungen für Building Information Modeling (BIM) als Standard für digitale Baudaten – vom Planungsbeginn bis zum Abriss – setzen. Das hilft nicht nur dem Klimaschutz, sondern sorgt auch für Kostensenkungen.
Vor allem aber muss die Landesregierung die passenden rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen, um den Einsatz von „Re-Use“-Bauteilen so einfach und attraktiv wie möglich zu gestalten. Denn Nachhaltigkeit beginnt damit, Vorhandenes sinnvoll zu nutzen.