Die Sicherheit von Menschen sollte auch in den Stuttgarter Wäldern bestmöglich gewährleistet sein. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Offenbar aber nicht für die Landesregierung. Schwarz auf weiß habe ich es von Landwirtschaftsminister Peter Hauk in seiner Antwort auf meinen Brief erfahren: Wie schnell man bei einem Notfall in den Stuttgarter Wäldern versorgt wird, ist offenbar abhängig davon, wer Eigentümer des Waldstück ist. Diese Erkenntnis hat mich schockiert.
Rettungspunkte können im Ernstfall Leben retten
Rettungspunkte sind Schilder an zentralen Standorten in der Natur. Sie sind mit einer Nummer und einer Handlungsanweisung für Notfälle versehen. Im Notfall können Feuerwehr und Krankenwagen den genauen Punkt bestimmen, den sie anfahren müssen und so zielgenau Hilfe leisten. Im Ernstfall können solche Schilder also Leben retten. Rettungspunkte werden neben der GPS-Orientierung immer noch regelmäßig genutzt.
Die Stadt Stuttgart hat Rettungspunkte beschildert
Im Stadtgebiet Stuttgart finden sich 63 definierte Rettungspunkte. Davon sind 43 mit den Schildern sichtbar gemacht. Sie stehen in Waldstücken, die der Stadt bzw. dem Landkreis Esslingen gehören. Bei den restlichen 20, für die das Land zuständig ist, findet sich dagegen nichts dergleichen.
Was mich am meisten schockiert: Die Sicherheit der Menschen im Stuttgarter Wald davon abhängig ist, ob der Wald der Stadt oder dem Land gehört. Es ist ein Unding, dass das Land so eine einfache, kostengünstige und vor allem zielführende Maßnahme nicht umsetzt und sich mit fadenscheinigen Argumenten rausredet. Für die Praxis bedeutet das: Wer im Wald von Stuttgart eine Hilfe über einen Rettungspunkt braucht, sollte sich besser nicht auf einer Fläche des Landes aufhalten.
Minister Hauk bringt nur fadenscheinige Argumente an
Generell sind Rettungspunkte ein anerkanntes und verbreitetes Hilfs- und Orientierungsmittel. Allein in Baden-Württemberg sind 7000 Punkte definiert. Sie wurden ursprünglich für Waldarbeiter eingeführt, um verletzte Personen aufzufinden und einen schnellen Transport vom Unfallort in eine Klinik zu gewährleisten.
Minister Hauk schreibt in seiner Antwort, dass das landesweite Netz der forstlichen Rettungspunkte seit Jahren für alle Aktivitäten im Wald an Bedeutung gewonnen habe, die Beschilderung aber freiwillig sei. Waldbesucher könnten, wo Schilder fehlen, über Online-Portale oder Apps feststellen, wo sich die Rettungspunkte befänden. Eine flächendeckende Beschilderung sei deshalb „nicht zeitgemäß und angemessen“.
Der Selbstversuch zeigt aber: Bei einer schlechten Mobilfunkverbindung, wie sie in vielen Teilen des Waldes gegeben ist, kann ein Rettungspunkt mit anschließendem Notruf im Zweifelsfall schneller Orientierung bieten als GPS-Tracking oder die Hoffnung auf eine schnelle Internetverbindung.