Sehr gut besucht war die jüngste Veranstaltung unserer Fraktion zum Thema „E-Fuels: Kraftstoff für Klimaschutz“. Ich stelle fest, dass von Monat zu Monat das Interesse an synthetischen Kraftstoffen und dem Fortbestand des bewährten Verbrennungsmotors wächst. So auch in Böblingen, wo wir Gast in der Classic Car Lounge des Autohaus Hagenlocher waren.
Nach der Begrüßung durch unseren Fraktionsvorsitzenden Dr. Hans-Ulrich Rülke diskutierten unter der Moderation von Dr. Christian Jung (verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion) ausgewiesene Experten zum Thema: Norbert Haug (ehem. Motorsport-Chef Mercedes-Benz AG), Prof. Dr. Thomas Koch (Leiter des Instituts für Kolbenmaschinen, Karlsruher Institut für Technologie, KIT) und Michael Ziegler (Präsident des Verbands des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg).
Die Veranstaltung können Sie im Video auf YouTube nachverfolgen.
Als Sprecher für individuelle Mobilität der Fraktion lieferte ich Impulse aus der Politik und zeigte auf, was das Land tun könnte, damit unsere Automobilwirtschaft eine Zukunft hat.
HVO 100 in den freien Verkauf bringen
Der fossile Kraftstoff ist das Problem und nicht der Motor. Gegen erbitterte Widerstände konnte dank der Freien Demokraten jetzt endlich erreicht werden, dass HVO 100 in den freien Verkauf geht. In anderen EU-Ländern ist dies längst der Fall.
Erneut forderte ich in der Runde die Landesregierung auf, wenn ihr Klimaschutz wichtig sei, umgehend ihre entsprechende Fahrzeugflotte auf den Bio-Diesel umzustellen. Das bringt sofort eine CO2-Reduktion um bis zu 90 Prozent.
Mehrmals betonten in Böblingen alle Referenten: Allein auf die E-Mobilität zu setzen, ist ein Irrweg! Nicht zuletzt für den Bestand von 1,3 Mrd. Fahrzeugen weltweit kann tatsächlicher Klimaschutz ohne E-Fuels überhaupt nicht gelingen.
Norbert Haug brachte es auf die Formel „Fakten statt Fantasien“. Er forderte, die Dinge zu Ende zu denken und auch die Belange der Mehrheit zu berücksichtigen, die Verbrennerfahrzeuge nutzen. Prof. Dr. Koch blickte in die Welt: In Japan herrsche großes Einvernehmen, dass es Lösungen neben der E-Mobilität brauche. Südkorea setze stark auf E-Fuels. China habe erklärt, es werde auch im Jahr 2060 noch Verbrenner geben. Die USA förderten mit dem Inflation Reduction Act intensiv E-Fuels.
Die Fachwelt, so Prof. Dr. Koch, sei sich einig, dass nach einem Markthochlauf mit Produktion im großindustriellen Maßstab an den Gunststandorten der erneuerbaren Energien ein Herstellungspreis von einem Euro möglich sei. HVO 100 könne heute schon zu vergleichbaren Preisen zu fossilem Diesel genutzt werden und 40 Prozent des Dieselbedarfs in der EU abdecken.
Deutsche Automobilhersteller unter Druck
Der Experte vom KIT unterstrich die Notwendigkeit, zu einer sachgerechten Regulierung zu kommen. Es sei unerträglich, dass E-Antriebe mit 0 Gramm CO₂ berechnet würden. Es brauche einen verlässlichen technologieneutralen regulatorischen Rahmen und Abnahmegarantien, damit die beträchtlichen Investitionen für die Herstellung von E-Fuels tatsächlich getätigt würden.
Michael Ziegler warf ein Schlaglicht auf das Kraftfahrzeuggewerbe. Nachdem die letzten zwei Jahre erfreulich verlaufen seien, spüre man eine deutliche Zurückhaltung bei gewerblichen und privaten Kunden. Vielfach fehlen passgenaue Angebote für die Kundschaft, die Fahrzeuge deutlich unter 30.000 Euro nachfragen. Wichtig sei es, dass realistische Ziele gesetzt und wirtschaftliche Notwendigkeiten beachtet würden. In China setzten die deutschen Hersteller massiv weniger ab. Innerhalb weniger Jahre sei VW von Platz 1 auf Rang 8 abgerutscht.
Klaus Hagenlocher, Gastgeber des Abends und Inhaber der Classic Car Lounge, warb für Pragmatismus und das Eintreten für tatsächliche Verbesserungen. E-Fuels seien insbesondere für Oldtimer geradezu ideal und böten Vorteile.
Nach der Diskussion konnten sich die Gäste in der Werkstatt umschauen und bei einem Imbiss und Getränken das Thema mit den Referenten besprechen.
Die Stuttgarter Zeitung hat über unsere FDP-Veranstaltung in Böblingen berichtet.