Mit strombasierten synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels) können Verbrennungsmotoren klimaneutral betrieben werden. Sowohl Benzin- wie auch Dieselfahrzeuge lassen sich damit betanken, die rund 1,3 Milliarden Autos auf der Welt würden so einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Der Stuttgarter FDP-Landtagsabgeordnete Friedrich Haag ist von E-Fuels „absolut überzeugt“ und setzt sich für Produktion und Einsatz ein.
Anlässlich der 1. Stuttgarter Mobilitätswoche lud er am 20. September 2021 den Landesverkehrsminister Winfried Hermann zu einer E-Fuels-Probefahrt ein. Man traf sich mit Experten und Gästen an der Tankstelle von Friedrich Haag in Stuttgart-Wangen.
Für beide Politiker war es eine Premiere: Zuerst wurde ein Porsche 911 Targa (Typ 933) aus dem Jahr 1997 mit E-Benzin des Herstellers CAC aus Chemnitz betankt, anschließend der private Mercedes B 200 CDI „Auti“ von Prof. Dr. Gösta Jamin aus Schwäbisch-Hall mit E-Diesel der Ineratec GmbH. Die Firma aus Karlsruhe baut modulare Anlagen zur Herstellung synthetischer Kraftstoffe.
Weg vom fossilen Kraftstoff – Innovation vorantreiben
Mit der Aktion wollte Friedrich Haag einmal mehr darauf aufmerksam machen, dass „nicht der Verbrennungsmotor das Problem ist, sondern der fossile Kraftstoff“. Im Gespräch mit der Presse und Gästen stellte der FDP-Abgeordnete, Mitglied im Verkehrsausschuss, die Vorteile von E-Fuels heraus: Wo Elektroautos eine völlig neue Infrastruktur benötigen und von entsprechenden Stromkapazitäten abhängig sind, können synthetische Kraftstoffe über die vorhandene Infrastruktur (Tankstellen, Tankschiffe, Pipelines) vertrieben und rund um den Globus transportiert werden.
Friedrich Haag: „Das wichtigste Argument ist für mich der sofortige Einsatz in unseren Autos, Bussen, Nutzfahrzeugen, bei Baumaschinen genauso wie bei Motorrädern.“
In seiner Rede machte der FPD-Politiker deutlich, dass wir nicht von heute auf morgen den Schalter auf Elektromobilität umstellen können. Zudem dürfe man nicht ignorieren, dass alleine in Deutschland rund 48 Mio. Bestands-Pkw mit Benzin und Diesel unterwegs sind, die noch mindestens 25 Jahre und länger fahren werden!
„Es ist schade um jeden Monat, in dem die unzureichende Regulierung von Bund und EU eine schnellstmögliche Industrialisierung und einen zügigen Hochlauf der E-Fuels-Produktion ausbremsen. Denn jeder Liter E-Fuels, der produziert wird, bewirkt sofort, dass ein Liter Rohöl im Boden bleiben kann.“ E-Autos, so Haag weiter, verlagern nur die Emissionen weg vom heute hauptsächlich fossilen Kraftstoffmarkt in den Stromsektor, wo noch mehr fehlender Strom mit Kohlekraft erzeugt werden muss.
„Allianz der Offenheit“ gefragt
Durch Freigabe und Förderung von E-Fuels könnte ein großer Markt entstehen, außerdem würden so die Herstellungskosten und damit auch die Endpreise an der Zapfsäule sinken. Bei dem Termin in Stuttgart waren sich der grüne Verkehrsminister und der FDP-Abgeordnete einig, dass E-Fuels – als Beimischung oder reiner Kraftstoff – die Bestandsflotten sofort klimaneutraler machen können. Winfried Hermann meinte mit Blick nach Berlin: Die neue Bundesregierung müsse in Sachen E-Fuels ein globales, partnerschaftliches System vorantreiben. Generell, so der Minister, braucht es eine „Allianz der Offenheit“, wenn es um Mobilität und Klimaschutz gehe.
Selbst ging Winfried Hermann sehr offen mit der Bilanzierung der E-Mobilität bei den Flottengrenzwerten um. Erneut gab er zu, dass man hier nicht ehrlich sei und bei den Berechnungen die Vorkette der Produktion weglasse. Friedrich Haag: „Umso mehr fordere ich die Landesregierung auf, wenn es ihr wirklich um den Klimaschutz geht, synthetische Kraftstoffe nicht mehr auszubremsen, sondern ihre Vorteile zu nutzen.“
Austausch und Fachgespräche an der „Tanke“
Nach der Probefahrt im Porsche Targa und Interviews standen der Minister und Friedrich Haag den Gästen für Fragen zur Verfügung. Gekommen waren unter anderem: Philipp Engelkamp, Geschäftsführer Ineratec GmbH, Wolfgang Forderer, Leiter der Abteilung Mobilität der Landeshauptstadt Stuttgart; Markus Brunner, Regionalleiter Süd, UNITI Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen; Christian Reher, Geschäftsführer der Kfz-Innung Stuttgart, Michael Just und Benedikt Zimmermann von E-Fuels Now, der Landesvorsitzende des Liberalen Mittelstands, Dr. Thilo Scholpp sowie Norbert Haug (langjähriger Motorsportchef Mercedes-Benz). Haug assistierte beim Tankvorgang und hofft, dass E-Fuels bald auch im Rennsport Verwendung finden.
Der Porsche Targa wurde dankenswerter Weise von der Dr. Ing.h.c. F. Porsche AG zur Verfügung gestellt. Der Sportwagenhersteller sieht in E-Fuels einen Markt und baut gerade mit Siemens Energy in Chile eine Produktion auf, die 2022 in einer ersten Ausbaustufe in Betrieb gehen wird.